Als Arbeitsauftrag für das Diplomsemester Zeichnen / Malen lautet die gemeinsame Vorgabe "Thema: Fliessen".
Im Verlaufe der frühen Projektentwicklung habe ich mich entschieden, Goethes Gedicht "Gesang der Geister über den Wassern" in eine Bildserie umzusetzen. Gleichzeitig hatte ich an mich den Anspruch, unterschiedliche Materialien und Techniken einzusetzen, gegenständlich und abstrakt zu arbeiten. Zum Schluss kamen 23 Werke zusammen, die ich alle unter einem bestimmten Vers im Gedicht einordnen und einreichen konnte.
J.W. v. Goethe, 1779
Des Menschen Seele
gleicht dem Wasser
Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es
Und wieder nieder zur Erde muss es - ewig wechselnd.
Strömt von der hohen
steilen Felswand der reine Strahl
Dann stäubt er lieblich in Wolkenwellen zum glatten Fels
Und leicht empfangen Wallt er verschleiernd
Leisrauschend zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen dem
Sturz entgegen
Schäumt er unmutig stufenweise zum Abgrund.
Im flachen Bette schleicht er das Wiesental hin
Und in dem glatten See weiden ihr Antlitz alle Gestirne.
Wind ist der Welle lieblicher Buhler
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.
Seele des Menschen - wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen - wie gleichst du dem Wind!
Mein erster spontaner Einfall zum Thema Fliessen war das bekannte "Panta Rhei" des griechischen Philosophen Heraklit.
Diese Idee habe ich als Einführung in die Diplomarbeit erstellt, als eine erste Serie von 5 Werken. Dazu habe ich eine Papier-Eigenkreation entwickelt mit auf Steinplatten verkleisterten Seidenpapieren.
In der freien Natur fand ich die meisten Vorlagen für die Bilder, die mit Bleistift, Tusche (Fineliner) (7 Werke) und Öl (2)
umgesetzt habe.
Die Arbeit am Gedicht lässt mich auch heute noch nicht in Ruhe. Immer weiter versuche ich mich der Substanz zu nähern und
reduziere die Bildaussagen immer mehr von ganzen Versen auf kürzere Aussagen und einzelne Begriffe.