Das Prinzip aller Dinge ist
das Wasser.
Aus Wasser ist alles
und in Wasser kehrt alles zurück.
Thales von Milet (624-546 v.Chr.)
Wasser darzustellen hat mich schon immer fasziniert. Ein grosser Respekt davor hat mich lange Zeit daran gehindert, dieses tiefgründige Element in Werke umzusetzen. Während der Diplomarbeit zum Thema Fliessen, habe ich die Hemmungen dann beiseite geschoben und Goethes Gedicht "Gesang der Geister über den Wassern" als Vorlage genommen, Wasser in Bilder umzusetzen.
Sehr geholfen hat mir, als ich die Wasser-Bilder der amerikanisch-lettischen Künstlerin Vija Celmins kennen lernte, die sich akribisch mit der Reproduktion von Wasseroberflächen auseinandersetzt. Mit ihren Werken als Vorlage, machte ich meine ersten Schritte in der Umsetzung. Mit steigender Motivation liess ich mich immer tiefer und intensiver auf die Thematik ein.
Wasseroberflächen haben
scheinbar für alle Menschen etwas Magisches oder Mystisches. Begünstigt durch tiefgreifende Erfahrungen, wurde bei mir daraus still und leise eine Wasser-Faszination. Im Element Wasser fand ich
schon vor Jahren ein starkes Sinnbild für menschliche Emotionen und damit zusammenhängende Verhaltensweisen.
Sichtbare
Wasseroberflächen auf Meeren, Seen, Wasserläufen oder schon nur einfachen Strömungen, mit ihren Bewegungen, Wellen oder Fluten bis hin zum Sturm, widerspiegeln für mich sichtbares Verhalten
menschlicher Gemütslagen oder emotionalen Ausdruck in seinen vielfältigen Facetten. Daneben legt es eine
enorme Wandlungsfähigkeit an den Tag:
Wasser ist
in Schnee und Eis gefangen,
schwebt in der Wolke und
muss (!) auf der Erde stets irgendwie fliessen,
auch wo
sich Hindernisse einstellen.
Eine
besondere Bedeutung ergibt sich mir darin, dass Wasseroberflächen sinnbildlich als eine wichtige Schnittstelle dienen. Eine Schnittstelle, wo die uns bekannte, sichtbare Welt von der darunter
liegenden, unsichtbaren und eher dunkeln Unterwelt getrennt wird. Die Erfahrung lehrt uns, dass in dieser verborgenen "Wassermasse" aber enorm viel Leben und Energie steckt. Das Wesen und Gebaren
dieser mystischen Unterwelt vergleiche ich darum mit dem menschlichen Unbewussten, das ebenso aus der Tiefe auf unsere seelische Befindlichkeit einwirkt und sich auf unser erfahrbares und
sichtbares Verhalten auswirkt.
Und so bin ich - nicht unerwartet - mit dem, was 2012 mit einem Goethe-Gedicht seinen Anfang nahm, immer noch tiefer im Strudel des Projekts: "Wasser - Spiegel der Seele".